Buchcover "Blutdeal - Vampire kommen später"
Buchcover "Blutdeal - Vampire kommen später"

 

 

 

Leseprobe Nr. 2:

 

 


Adriana hatte eine Wildwassertour und einen Rundflug über den Lake Melville gebucht. Sie hatten das Valerie zu ihrem Lieblingscafé auserkoren und waren aller zwei Tage dort. Von dem Besitzer hörten sie allerlei Geschichten, aber nichts was Antworten auf ihre Fragen geben könnte.

 

Am letzten Tag vor ihrem Rückflug kamen sie noch einmal ins Valerie, um sich von dem Wirt zu verabschieden. Er hatte noch ein paar andere Gäste zu bedienen und Leo und Adriana setzten sich an ihren Lieblingsplatz. Adriana sah wehmütig hinaus auf die Straße. Sie würden heute zum letzten Mal hier sein. Langsam ließ sie den Blick die gegenüberliegende Straßenseite entlangschweifen, vorbei an dem Zeitungskiosk, dem zweistöckigen Wohnblock, der etwas nach hinten versetzt hinter zwei großen Bäumen stand und dem Hotdog-Verkäufer der Tag für Tag seine Runden hier drehte. Doch plötzlich stockte sie. Halb hinter einem Baum versteckt stand der Kapuzenmann.

 

„Ich komm gleich wieder“, sagte sie zu Leo und lief hinaus auf die Straße. Der Kapuzenmann merkte, dass er entdeckt worden war und ging rasch davon. Aber Adriana lief hinter ihm her und rief auf deutsch „Warten Sie! Bitte!“ Aber der Mann lief weiter. Adriana beschloss alles auf eine Karte zu setzen und rief laut „Thomas Wind?“ Der Mann lief nun noch schneller. Und Adriana rannte. „Ich habe ihr Buch gelesen“, rief sie gleich hinterher bevor sie außer Atem war und nicht mehr rufen konnte. Aber das wirkte. Der Mann blieb stehen, drehte sich um und sah nach unten, so dass sie sein Gesicht nicht erkennen konnte. Adriana holte auf und fragte als sie vor ihm stand: „Sind sie Thomas Wind?“ Der Mann hob den Kopf und sah sie an. Ja, es war Thomas Wind, er brauchte nichts zu sagen. Schon dass er die deutschen Worte verstanden hatte, die sie hinter ihm hergerufen hatte, hatten ihr die Bestätigung gegeben. Leise, fast verschwörerisch fragte sie: „Haben Sie sie gefunden? Gibt es Vampire?“

 

Aber er gab keine Antwort und fragte nur: „Haben Sie das Buch noch?“

 

Einer blitzschnellen Eingebung folgend log sie und sagte: „Nein, aber…“

 

„Wo ist es?“ fiel er ihr ins Wort.

 

„Es existiert nicht mehr, es ist bei einem Wasserschaden verdorben worden und da habe ich es weggeworfen“, antwortete Adriana und verfluchte sich im gleichen Moment, dass ihr nichts Besseres eingefallen war.

 

„Sie lügen!“, zischte er und Adriana sah, dass das Weiße in seinen Augen sich blutrot färbte.

 

Adriana wich zurück. Schnell drehte sie sich um und lief instinktiv dahin zurück, wo viele Leute waren. Sie hatte gehört, wie er ihr hinterherzischte: „Ich werde dich und das Buch finden!“

 

Sie wusste, dass Thomas Wind sie problemlos einholen und töten könnte, aber er würde das auf einer belebten Straße nicht tun. Sie hatte seine Augen gesehen und sie hatte ihre Antwort.

 

Und jetzt hatte sie Angst. Thomas Wind wusste, dass sie das Buch hatte. Und Adriana wusste, dass er es haben wollte. Solange sie unter Leuten waren, konnte nichts passieren. Aber was war, wenn sie zurück in ihrem Haus waren. Würde der Vampir sie finden? Leise erzählte sie Leonhard, der das Geschehen von weitem beobachtete hatte, was vorgefallen war. Doch der Wirt kam mit dem Kaffee, so dass Leonhard erst einmal dazu schwieg. Er meinte, er hätte heute viele Gäste und jetzt leider keine Zeit für ein Schwätzchen. Leonhard beteuerte, dass das zwar schade aber nicht so schlimm sei. Nachdem sie wieder allein waren unterhielten sie sich leise. Sie beobachteten die Straße während sie ihren Kaffee austranken. Schließlich beschlossen sie unverzüglich aufzubrechen und verabschiedeten sich von dem Wirt und seinen Mitarbeitern und beteuerten, dass es ein traumhafter Urlaub war und sie auf jeden Fall wiederkommen würden, sobald es ginge.

 

So rasch wie möglich, ohne aufzufallen, fuhren sie zum Ferienhaus zurück, wobei sie ständig die Umgebung und die Autospiegel beobachteten.

 

Adriana fand keine Ruhe. Sie packte die Sachen, lief hin und her wie ein aufgescheuchtes Huhn und sah ständig aus dem Fenster. Leonhard, dessen Realitätssinn einen Knick bekommen hatte, räumte draußen die Paddel weg, brachte die Sauna in Ordnung und verließ das Außengelände so, wie sie es vorgefunden hatten.

 

Innerhalb von zwei Stunden, war alles gepackt und zusammengeräumt und die Sachen im Auto. Beide saßen nervös an dem Tisch und sahen sich an. Adrianas Hände zitterten.

 

„Wir können hier nicht bleiben!“, sagte sie und Leonhard stimmte stumm zu indem er ihre Hand nahm und sie hinter sich her nach draußen zog. Die letzte Nacht verbrachten sie in einem belebten Hotel in der Nähe des Flughafens und fanden auch dort keinen Schlaf.

 

Aber in dieser Nacht machte Leonhard eine Entdeckung im Internet. Er hatte im Bereich der Quantenphysik gesucht und rief mit einem Mal aus: „Wasser! Simples normales Wasser! Das könnte die Lösung sein!“

 

Adriana hatte am Fenster gesessen und die Straße beobachtet. Trotz ihrer zittrigen Anspannung freute sie sich mit ihm und war gespannt auf das Ergebnis des Experiments.